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Von Träumen und Realitäten: Warum es nicht nur auf dein Können als Autor*in, sondern auch auf den Buchmarkt ankommt

Wer schreibt, kennt sie: Diese Hoffnung, doch ganz groß rauszukommen, einen Bestseller zu schreiben, Geld mit dem Schreiben zu verdienen, vielleicht sogar sehr viel Geld. So viel, dass es zum Leben reicht. Vielleicht sogar für ein gutes Leben.

 

Leider bleibt diese Hoffnung meist genau das: eine Hoffnung. Zwar stirbt sie bekanntlich zuletzt, doch die Zahlen zeigen sehr deutlich, dass es eine Minderheit ist, die von ihrem Autor*innendasein gut leben kann. Das hat verschiedene Gründe.

 

In diesem Artikel nehme ich dich mit in den deutschen Buchmarkt. Wir schauen uns verschiedene Zahlen an und ich gebe dir eine Einordnung, warum es heutzutage so schwierig ist, (viel) Geld mit dem Schreiben zu verdienen. Aber natürlich möchte ich dich nicht einfach desillusioniert zurücklassen. Am Ende findest du deshalb Tipps, um deinen Erfolg zu steigern, und meine persönliche Einschätzung, warum Geld (auch wenn es zweifelsohne ein Privileg ist, das zu sagen) nicht immer das entscheidende Kriterium für oder gegen das Schreiben sein sollte.

Der deutsche Literaturbetrieb in Zahlen

 2021 hat die Beauftragte für Kultur und Medien der Bundesregierung eine Studie in Auftrag gegeben, die sich mit dem Strukturwandel im deutschen Literaturbetrieb beschäftigt. Ziel der Studie war es, herauszufinden, ob es eine staatliche Förderung für Verlage geben sollte oder nicht, und wenn ja, wie sie aussehen und an welche Voraussetzungen sie gekoppelt sein könnte.

 

Die Ergebnisse sind wirklich spannend und untermauern das subjektive Gefühl, dass es immer schwieriger wird, als Autor*in in einem Verlag Fuß zu fassen.

 

Es gibt mehrere Entwicklungen, die dafür sorgen, dass die Situation auf dem Buchmarkt so angespannt ist. Und was sich hier abzeichnet, wird sich vermutlich in den nächsten Jahren fortsetzen:

  • Von 2010 bis 2018 ist die Gesamtzahl der umsatzsteuerpflichtigen Verlage um ca. 14 % von 2.220 auf 1.918 Verlage gesunken. Besonders stark ist hierbei der Rückgang der kleinen Verlage (bis zu einem Jahresumsatz von 100.000 Euro) gewesen.

  • Die 40 größten Verlage (ca. 2 %) erwirtschafteten fast 80 % des Gesamtumsatzes und haben damit eine große Marktmacht. Im Gegensatz dazu trugen 87 % der kleineren Verlage zusammen nur 6 % zum Gesamtumsatz bei.
  • Zwischen 2012 und 2019 ist Anzahl der Buchkäufer*innen von 36,9 auf 28,8 Mio. pro Jahr gesunken.
  • Die durchschnittliche Nutzungsdauer von gedruckten Büchern ist von 22 Minuten pro Tag im Jahr 2015 auf 17 Minuten in 2019 gesunken. Grund dafür sind unter anderem Streamingdienste und andere digitale Angebote.
  • Die Zahl der Neuerscheinungen ist von 2009 bis 2018 um 15 % von 93.124 auf 78.746 gesunken.
  • Der meiste Umsatz wurde 2019 mit Belletristik (30,9 %), Kinder- und Jugendbüchern (17,2 %) und Ratgebern (14,2 %) erzielt.

Diese Zahlen zeigen, dass der Buchmarkt selbst in einem Wandlungsprozess ist. Die Zahl der Käufer*innen ist rückläufig, womit gleichzeitig die Einnahmen geringer werden. Viele Verlage, besonders kleinere, können sich den Betrieb nicht mehr leisten und gehen bankrott oder werden von größeren Verlagen übernommen. Gleichzeitig steigt der Konkurrenzdruck und die Verlage müssen die eigenen Kosten gering halten und den Markt bedienen, um sich halten zu können. 

Die Quintessenz dieser Studie ist: Immer mehr große Verlage konzentrieren immer mehr ihrer Publikationen auf die umsatzstärksten Bereiche. Gleichzeitig sinkt die Zahl der Neuerscheinungen und Erstveröffentlichungen und die Zahl der Konsument*innen nimmt ab.

Das heißt, der Buchmarkt wird immer umkämpfter, weil die Verlage mehr oder weniger ums Überleben kämpfen. Die Folge ist, dass Bücher immer mehr nach ihrem Verkaufspotenzial und weniger nach ihrer literarischen Qualität bewertet werden. Außerdem schwindet so die Vielfalt auf dem Buchmarkt und die Bandbreite dessen, was überhaupt noch als vermarktbar gilt, wird kleiner. Verlage haben schlicht keine finanziellen Mittel mehr, um Risiken einzugehen, und konzentrieren sich deshalb auf mehr oder weniger sichere Veröffentlichungen. 

Was sind "sichere Veröffentlichungen" für Verlage?

Was für einen Verlag als „sichere Bank“ zählt, ist sicherlich sehr verschieden und setzt sich aus mehreren Faktoren zusammen. Dazu gehören:

  •  Bestseller-Autor*innen

  •  Autor*innen, mit denen der Verlag bereits gute Erfahrungen gemacht hat
  • (Angehende) Autor*innen, die für ein Thema bekannt sind und/oder schon ein Publikum mitbringen (z. B. Podcast-Hörer*innen, Instagram-Follower*innen etc. Auch erfolgreiche Selfpublisher*innen können hier gute Chancen haben.)
  • Trendthemen, die sich gut vermarkten lassen (aktuell z. B. alles, was mit Selbstfürsorge zu tun hat)
  • Genreliteratur, die bei einer breiten Masse Anklang findet (teils auch unabhängig von der literarischen Qualität), z. B. Liebesromane oder Krimis.

Verlage arbeiten in ihren Programmen meist mit einer Art „Mischkalkulation“. Das heißt, es gibt Bücher, denen wird viel Aufmerksamkeit geschenkt, weil von ihnen der meiste Erfolg und damit der größte Umsatz erwartet wird. Andere Publikationen laufen eher so mit und bekommen nicht ganz so viel Aufmerksamkeit und Werbebudget. Oft betrifft das gerade Debüts, was aus Autor*innensicht natürlich sehr frustrierend sein kann.

 

Wichtig ist hier allerdings, zu differenzieren: Das ist nicht zwangsläufig bei allen Verlagen so und kann auch gerade bei kleineren Verlagen mit weniger Publikationen ganz anders aussehen. 

Was hat das alles mit (deinem) Geld zu tun?

Ein Buch zu veröffentlichen, ist teuer. Das weiß jede*r, der*die sich schon mal mit Selfpublishing auseinandergesetzt hat, nur allzu gut. Es gibt etliche Kostenpunkte, die anfallen: Lektorat, Covergestaltung, Satz, Druck, Werbung und, und, und.

 

Bei einem Verlag ist das natürlich nicht anders. Dieselbe Studie, die ich oben bereits erwähnt habe, hat die Kostenstrukturen der befragten Verlage untersucht und ist zu dem Schluss gekommen, dass die durchschnittlichen Fixkosten pro Publikation mit 54 % sehr hoch sind. Unter die Fixkosten fallen alle Kosten, die anfallen, egal wie gut sich das Buch verkauft. Dazu zählen zum Beispiel Autor*innenhonorare, Kosten für Lektorat und Herstellung, Veranstaltungs- und Werbekosten und sonstige Personalkosten.

 

Hohe Fixkosten bedeuten ein hohes Risiko. Kein Wunder, dass Verlage bei dem steigenden Konkurrenz- und Preisdruck immer weniger bereit sind, zusätzliche Risiken mit Büchern einzugehen, bei denen sie nicht sicher sind, wie gut sie vom Publikum angenommen werden.

Um Geld zu sparen, sinken Autor*innenhonorare (die sowieso nicht dafür bekannt sind, besonders hoch zu sein) und/oder die Qualität der Bücher wird reduziert.

 

Es ist also nicht nur so, dass es immer schwieriger wird, überhaupt in einem Verlag zu veröffentlichen, die Wahrscheinlichkeit, davon leben zu können, wird auch immer geringer.

 

Das sind ja tolle Aussichten, denkst du? Tja. So ist es leider. Aber ich habe ja am Anfang versprochen, dich nicht desillusioniert zurückzulassen. Deshalb kommen jetzt meine Tipps, wie du deine Chancen auf eine erfolgreiche Veröffentlichung erhöhen kannst.

Tipps für eine erfolgreichere Veröffentlichung (für Selfpublishing und Verlag)

Bevor die Veröffentlichung ansteht, solltest du dir natürlich überlegen, welcher Weg für dich der richtige ist. In diesem Artikel  habe ich ausführlich die Vor- und Nachteile von Selfpublishing und der Verlagsveröffentlichung gegenübergestellt. Wenn du also noch unsicher bist, schau dort gerne mal vorbei.

 

Meine Top-Tipps, um deine Chancen auf Erfolg zu erhöhen, sind:

  •  Kenne deine Zielgruppe: 
    Denn nur was andere Leute auch interessant finden, wird gekauft und gelesen. Das heißt nicht, dass du nicht deinen eigenen Stil haben oder etwas wagen darfst. Aber du solltest trotzdem immer bedenken, dass du ein Publikum brauchst, um mit dem Schreiben Geld zu verdienen.
  • Lege Wert auf Qualität: 
    Egal ob es um deine Verlagsbewerbung oder eine Selfpublishing-Veröffentlichung geht, Qualität ist das A und O. Dein Text sollte mehrfach überarbeitet und lektoriert oder mindestens korrekturgelesen werden. Achte beim Selfpublishing auf ein ansprechendes und professionelles Cover, einen guten Klappentext und eine gute Lesbarkeit. 
  • Knüpfe Kontakte: 
    Testleser*innen, Buchblogger*innen, andere Schreibende oder sogar Menschen aus der Verlagsbranche: Zusammen ist vieles leichter. Nicht nur, dass du so auch Unterstützung im Schreib- und Veröffentlichungsprozess erhältst und von den Erfahrungen anderer profitieren kannst, oft ergeben sich durch Bekanntschaften auch tolle neue Möglichkeiten. Und sie helfen dir natürlich auch beim Durchhalten, falls es gerade nicht so läuft wie geplant. 
  • Hab Geduld und bleib dran:

    Ein Buch zu schreiben ist in den meisten Fällen nichts, was über Nacht passiert. Sei geduldig mit dir und deinem Werk und lege stattdessen Wert auf deine persönliche und fachliche Weiterentwicklung als Autor*in. Manches braucht Zeit und gerade Erfolg ist oft das Ergebnis jahrelanger Arbeit. Nicht alles, was geschrieben wird, muss auch veröffentlicht werden. Aber wenn es dann so weit ist, gib alles und beweise auch hier einen langen Atem. Gerade Verlagsbewerbungen können viel Ausdauer erfordern. 

  • Eigne dir Marketingwissen an:

    Egal ob Verlagsveröffentlichung oder Selfpublishing, zusätzliches Marketing wird deinem Buch in jedem Fall helfen. Überlege dir also frühzeitig, wie du selbst an deinem Erfolg mitarbeiten kannst. Organisiere zum Beispiel Lesungen und überlege, ob du dir auch eine Social-Media-Präsenz als Autor*in vorstellen kannst. 

Ein paar Worte zum Schluss

Ja, schreiben muss man sich leisten können. Es ist ein Privileg, viel Zeit und Geld in etwas stecken zu können, das nicht zwangsläufig dazu beiträgt, die Lebenshaltungskosten zu decken. Manche möchten das vielleicht auch gar nicht, und auch das ist vollkommen okay. Schreiben darf ein Hobby sein, das dich einfach glücklich macht. 

 

Erinnere dich von Zeit zu Zeit daran, dir dein Warum noch einmal vor Augen zu führen. Und dann frage dich, was es dafür braucht. Denn letztlich wollen wir doch alle die Zeit mit etwas füllen, das uns etwas bedeutet, und uns vielleicht auch ganz bewusst davon abwenden, jeden Bereich unseres Lebens kapitalisieren zu müssen.

 

Vielleicht geht es eher um das Glücksgefühl, wenn eine Szene mal wieder perfekt hinhaut. Um den Glow, nachdem man einen tollen Einfall zu Papier gebracht hat. Um den Stolz, etwas in den Händen zu halten, das man selbst erschaffen hat. Um den Spaß am Erzählen. Um ein Gefühl von  Selbstwirksamkeit. Um das Erfüllen eines Traumes.

 

Und das darf auch für sich stehen. Lass dir das nicht vom angespannten Buchmarkt, schwierigen Verlagen oder teurem Selfpublishing nehmen.

 

Solltest du dir Unterstützung oder ein bisschen Orientierung auf deinem Weg wünschen, findest du mich hier. 😊

 

 

Und jetzt bin ich neugierig: Was sind deine Erfahrungen mit dem deutschen Buchmarkt und/oder der Verlagswelt? Verrate es mir in den Kommentaren! 

Wer schreibt hier?

 

Hey, ich bin Melina!

 Ich bin freie Lektorin und Schreibbegleiterin und helfe angehenden Autor*innen dabei, inspirierende Bücher zu schreiben, die ihre Leser*innen berühren.

Auf meinem Blog findest du Tipps und Wissenswertes rund ums Schreiben und Veröffentlichen. Schön, dass du da bist!

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