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5+5 Tipps, um deine persönliche Schreibroutine zu entwickeln, die dich nicht stresst

Manchmal ist es eine Herausforderung, im Alltag ans Schreiben zu denken, egal wie sehr wir uns das eigentlich vorgenommen haben. Doch dann ist hier die Erschöpfung zu groß, da ein zusätzlicher Termin und zwischendrin spielt das Leben und macht seine eigenen Pläne. Ehe man sich’s versieht, ist dann schon wieder ein Jahr um und das angefangene Manuskript liegt noch immer unvollendet in der Schublade. Ich glaube, das kennen wir alle nur zu gut.

 

Was da hilft, ist in erster Linie Akzeptanz. Manchmal ist das Schreiben nicht die Priorität und das ist okay so. Wenn du aber Lust hast, wieder in den Schreibfluss zu kommen und dem Schreiben einen festen Platz in deinem Leben einzuräumen, kann eine Routine helfen.

 

In diesem Artikel teile ich meine Routine-Tipps mit dir, mit denen du deine persönliche Schreibroutine entwickeln kannst. Wichtig ist mir dabei, dass es nicht darum geht, noch eine Verpflichtung zu erschaffen, sondern dass du dich auf deine Schreibzeit freust. Meine Tipps zielen also auf Achtsamkeit ab und darauf, dass du dich selbst und deine Bedürfnisse ein bisschen besser kennenlernst. 😊

Warum es so wichtig ist, dass du deinen eigenen Weg gehst

Vielleicht kennst du die Forschungsergebnisse, dass es im Schnitt 66 Tage dauern kann, bis eine Tätigkeit zur Routine geworden ist. Falls nicht, findest du die Erklärung dazu hier.

 

Meine Vorstellung war immer, dass diese Marke von 66 Tagen eine Art magisches Ziel ist und wenn ich das einmal erreicht habe, geht der Rest wie von selbst. Turns out: So funktioniert das nicht. Zumindest nicht für mich. Denn es kostete mich viel Disziplin, diese 66 Tage durchzuhalten und ja, vielleicht wurde es irgendwann leichter, aber dass es irgendwann so selbstverständlich wie Zähneputzen geworden wäre, ist leider nicht passiert.

 

Wenn du also auch immer wieder mit Routinen struggelst und merkst, dass es irgendwie gar nicht so einfach ist, wie es bei anderen immer aussieht, ist dieser Artikel für dich. (Natürlich darfst du auch sehr gerne weiterlesen, wenn du keine so großen Probleme damit hast. Vielleicht ist trotzdem die eine oder andere Anregung für dich dabei.) 😊

 

Meine persönliche Erkenntnis daraus, dass ich immer wieder an meinen eigenen Routinen gescheitert bin, ist, dass viele gängige Tipps für mich nicht so richtig gut funktionieren. Also habe ich irgendwann beschlossen, diese Tipps loszulassen und meinen eigenen Weg zu finden.

 

Das hat viele Vorteile, deshalb möchte ich dir dasselbe empfehlen. Denn: Nur, weil etwas mir hilft, muss es dir nicht auch helfen. Versuche, deinen eigenen Weg zu finden. Dieser Artikel ist auch eine Einladung an dich, herauszufinden, was für dich funktioniert.

 

Vorteile, wenn du deinen eigenen Weg findest

  1. Du gehst von dir, deiner Situation, deinen Präferenzen und Kapazitäten aus. Die Wahrscheinlichkeit, dass etwas funktioniert, das du dir maßgeschneidert hast, ist viel höher als bei Auflagen von außen.

  2. Du lernst dich selbst besser kennen. Du findest heraus, wie dein Gehirn tickt und was du brauchst, um deine Ziele wirklich zu erreichen.

  3. Du verbiegst dich nicht, weil du nicht versuchst, von außen gesetzte Maßstäbe zu erreichen, sondern bleibst dir selbst treu.

5 Grundlagen für eine stabile Routine, die dir dient

Fangen wir damit an, den Grundstein für eine funktionierende Routine zu legen. Denn ohne Basis helfen auch die besten Tipps nicht viel. Diese Punkte, die ich dir gleich vorstelle, haben sich für mich als hilfreich und wichtig herausgestellt. Sie lauten: Ziele, Motivation, Verbindlichkeit, Flexibilität, Akzeptanz und wir gehen sie jetzt im Einzelnen durch. Auch hier bist du herzlich eingeladen, diese Liste für dich anzupassen oder zu ergänzen.

Ziele

Ziele zu setzen ist ein vielbeschworener Tipp, wenn es darum geht, sich eine Routine aufzubauen. Die Theorie funktioniert so: Du überlegst dir ein tolles Ziel, für das es sich lohnt, dranzubleiben und das du mithilfe deiner neuen Routine erreichen willst. Und immer, wenn du merkst, dass du von deiner Routine abweichst, hältst du dir dein Ziel vor Augen und bist wieder on Track. Wird auch gerne mit einem Visionboard kombiniert.

 

Bei mir sah das in der Praxis gerne so aus, dass ich mir ein viel zu hohes Ziel setzte (Denke groß!) und dann schneller, als ich gucken konnte, frustriert davon war, wie wenig Fortschritte ich erzielte. Kurz darauf gab ich dann ganz auf, ich wusste einfach nicht, wie ich dieses absolut riesige Ziel jemals erreichen sollte. Und zurück blieb das Gefühl, es wieder einmal nicht geschafft zu haben. Wieder einmal an etwas gescheitert zu sein, was für viele mühelos zu funktionieren schien.

 

Daher mein Tipp: Ziele setzen ist gut, um eine Richtung zu haben, in die du gehen möchtest. Dein Ziel dient als Wegweiser. Wo möchtest du ungefähr hin? Wenn es dir hilft, schreib es dir groß auf, suche einen Spruch oder ein Zitat heraus, das dich berührt und das zu deinem Ziel passt, und dann lass es los. Wenn du mit einem Visionboard gute Erfahrungen gemacht hast, kannst du natürlich auch das nutzen. Lass dein Ziel einfach im Hintergrund da sein, ohne dich daran festzubeißen.

Motivation

Motivation ist dein innerer Antrieb, dein Warum. Das zu kennen ist tatsächlich ziemlich wichtig, wenn es darum geht, etwas erreichen und dauerhaft umsetzen zu wollen. Der Knackpunkt hier ist allerdings, dass ich festgestellt habe, dass es eine konsequente innere Motivation sein muss, um durchzuhalten (und nicht mal dann funktioniert es immer). Alle Dinge, die wir tun, um etwas im Außen zu erreichen (z. B. Anerkennung) oder weil wir denken, dass wir es müssten, werden früher oder später sehr schwerfallen.

 

Daher mein Tipp: Gehe in dich und frage dich, was genau die Gründe dafür sind, dass du schreiben willst. Gib dich nicht mit der erstbesten Antwort zufrieden, sondern grabe immer noch ein Stückchen tiefer, bis du das Gefühl hast, am Kern der Sache angekommen zu sein. Und dann versuche mal, dich emotional mit deinem Grund zu verbinden und ihn aus tiefsten Herzen zu spüren.

 

Dieses Graben ist ein Prozess, der länger oder kürzer dauern kann. Vielleicht ist er in Wirklichkeit auch nie abgeschlossen, weil sich unsere Motivation auch immer wieder verändern kann. (Falls es dich interessiert, was bei mir herausgekommen ist, als ich mich gefragt habe, warum ich eigentlich so gerne Lektorin bin, kannst du das hier nachlesen.)

 

Und noch eine Sache ist mir beim Thema Motivation wichtig, weil dieser Gedanke für mich ein echter Gamechanger war: Motivation kommt beim Tun. Manchmal ist die Motivation einfach nicht da. Und gerade dann kann es extrem hilfreich sein, trotzdem anzufangen und zu tun, was man sich vorgenommen hat. Es gibt Tausend Gründe, warum die Motivation sich gerade nicht blicken lässt. Aber wenn wir uns dann mit etwas beschäftigen, was uns tief im Inneren wirklich erfüllt, kommt sie oft wie von selbst zum Vorschein. Lass dich also nicht nur von deiner Motivation leiten, sondern versuche auch, sie herauszukitzeln. Und wenn es wirklich mal so gar nicht gelingen will: Gönne dir eine Pause und steige später wieder ein.

Verbindlichkeit

Eine mehr oder weniger feste Zeit für die Umsetzung deines Vorhabens schafft Verbindlichkeit. Probiere für dich aus, wie sehr du dich festlegen möchtest und welche Art von Zeitpunkt oder Zeitraum für dich funktioniert. Du kannst entweder mit festen Terminen arbeiten, die du dir zum Beispiel in den Kalender einträgst (z. B. Dienstags, 18 Uhr: Schreibzeit) oder, wenn das für dich schwierig ist, nutze Zeitkontingente (z. B. 2 Stunden schreiben in der Woche).

 

Um die Verbindlichkeit zu erhöhen, kannst du dir auch eine*n Schreibbuddy suchen, mit dem*der du regelmäßige Schreibdates veranstaltest. Auch ein Co-Writing kann eine Möglichkeit sein und sowohl das Commitment als auch den Erfolg erhöhen, weil die Erfolge der anderen Teilnehmer*innen motivierend wirken. Gleichzeitig fühlst du dich weniger allein, wenn es mal nicht so gut läuft, weil du mitbekommst, dass es den anderen auch mal so geht.

 

Versuche hier, deinen Weg zu finden. Ich habe zum Beispiel festgestellt, dass mir eine regelmäßige feste Schreibzeit gemeinsam mit anderen extrem hilft, um dranzubleiben. Gleichzeitig versuche ich auch die spontanen Einfälle zu schätzen und mir immer mal wieder einen Augenblick zu nehmen, um einen Gedanken aufzuschreiben, der mir gerade in den Kopf kam.

 

Probiere aus, wie viel Verbindlichkeit, wie viel Spontanität, wie viel Alleinsein und wie viel Gemeinschaft dir guttut, um dein Ziel zu verfolgen.

Flexibilität

Mache deine Routine zu DEINER Routine. Alles, was dir hilft, ist erlaubt. Probiere dich aus, bis du den richtigen Weg für dich gefunden hast und versuche, dich auf dein Gefühl zu verlassen. Stelle die Freude am Schreiben in den Vordergrund und bleibe dabei trotzdem so verbindlich, wie es geht.

 

Dieser Punkt ist einer, der mir sehr viel Druck genommen hat. Gemeinhin heißt es: Erstmal durchziehen. Aber manchmal geht es einfach nicht. Da ist es wichtig, auf das eigene Gefühl zu hören. Denn das Letzte, was man brauchen kann, wenn man etwas mit Freude machen möchte, ist Druck. Und meine persönliche Erfahrung ist auch, dass sich immer eine Lösung findet, wenn man offen dafür ist, es vielleicht anders zu machen als andere.

 

Zur Flexibilität gehört auch, deine Routine anzupassen, wenn du merkst, dass sich etwas verändert hat. So wie sich die Umstände im Außen ändern können, so können sich auch deine Bedürfnisse und deine Ansprüche an eine Routine ändern. Überprüfe also regelmäßig (oder zumindest wenn du merkst, dass es dir zunehmend schwer fällt, deine Routine einzuhalten), ob sie dir noch taugt.

 

Vielleicht hat sich deine Motivation verschoben, vielleicht hat gerade ein anderer Bereich deines Lebens Vorrang, vielleicht braucht es eine neue Ausrichtung deiner Routine oder ein anderes Ziel. Das ist alles vollkommen normal und okay. Gehe einfach noch einmal durch den Routine-Gestaltungsprozess und schau mal, was dieses Mal dabei herauskommt. Es geht nicht darum, stur etwas durchzuziehen oder gar durchzuhalten, sondern achtsam und neugierig zu sein. 

Akzeptanz

Ich habe in der Einleitung bereits geschrieben, dass Akzeptanz manchmal das Einzige ist, was hilft. Und das ist so. Wenn nichts nach Plan läuft, nimm es dir nicht zu Herzen. Versuche trotzdem, dich mit deiner Routine zu verbinden, um emotional präsent dabei zu bleiben. Es gibt keine perfekte Routine.

 

Eine Routine, auch wenn uns die Durchführung irgendwann nicht mehr so viel Mühe kostet und selbstverständlicher wird, erfordert immer, dass wir uns jedes Mal aufs Neue dafür entscheiden, ihr nachzugehen. Erst diese wiederkehrende Entscheidung DAFÜR bewirkt, dass unsere Routine zu einer Routine wird. Sei dabei nett zu dir und versuche, dich nicht zu verurteilen, wenn es mal nicht klappt, sondern neugierig und lösungsorientiert an die Sache dranzugehen. Woran liegt es? Und dann schau dir den vorherigen Punkt noch einmal an und bleibe flexibel.

 

Deine Routine ist nicht gleich dahin, nur weil du einmal aussetzen musstest. Orientiere dich einfach wieder zurück, wenn du bereit bist und knüpfe an, wo du aufgehört hast. Das ist ganz normal und okay. 

5 Tipps, die du direkt umsetzen kannst

So, nachdem du nun meine wichtigsten Grundlagen für eine Routine kennst, kommen jetzt noch 5 Tipps, die ein bisschen praktischer sind:

  1. Anker nutzen: Anker bieten sich extrem an, wenn du eine neue Routine etablieren möchtest. Den Anker bildet dabei etwas, dem du schon regelmäßig nachgehst. Vielleicht ist das dein erstes heißes Getränk am Morgen. Nutze es als Anker, indem du dich immer, wenn du dir deinen Tee oder Kaffee zubereitest, gedanklich drauf einstimmst, gleich ein paar Minuten zu schreiben. So wird es dir leichter fallen, dich an deine neue Routine zu erinnern und sie auch wirklich umzusetzen.
  2. Klein starten: Klein starten meint, dass du dir nicht von Null auf Hundert vornimmst, jetzt drei Stunden (oder was auch immer für dich viel ist) in der Woche zu schreiben. Sondern du überlegst dir eine Zeit, die sich gut eignet, weil du dafür kaum etwas ändern musst. Zum Beispiel 5 Minuten am Tag. Am besten kombinierst du das mit dem Anker. 
    Klein starten meint aber auch, dass du dir eine kleine Aufgabe vornimmst, die dir leichtfällt. Vielleicht startest du deine Schreibsession mit Journaling, einem Warmschreiben zu einer bestimmten Aufgabe oder Freewriting. So nimmst du die erste Hürde und ein wenig die Angst vor dem leeren Blatt und bist schon voll im Schreibmodus, wenn es richtig losgeht. 
  3. Stimmung aufkommen lassen: Gib deiner Schreibroutine einen Ritual-Charakter, indem du dich vor deiner Schreibsession einstimmst. Vielleicht gibt es bei dir eine Schreib-Playlist, ein besonderes Getränk, das die Schreibzeit einläutet, einen Schreib-Ort, der dich förmlich einlädt, endlich loszuschreiben, oder etwas ganz anderes. Mache es dir so schön wie möglich. Das Ziel ist, dass du dich gut einstimmst und dich auf deine Schreibzeit freust.
  4. Dranbleiben: Dranzubleiben ist oft schwierig und gleichzeitig das Wichtigste, wenn es darum geht, eine dauerhafte Änderung in deinem Alltag zu erreichen. Es wird ziemlich sicher passieren, dass es Tage gibt, an denen du dich nicht aufraffen kannst oder etwas Wichtiges dazwischenkommt. Das ist vollkommen okay und normal. Wichtig ist, sich davon nicht abbringen zu lassen. Finde immer wieder einen neuen Anfang. An dieser Stelle ist es sehr hilfreich, dich auf dein „Warum“ konzentrieren zu können. Es wird dir helfen, es immer wieder neu zu versuchen. Und zum Dranbleiben gehört auch, dass es vielleicht einige Zeit braucht, bis du eine Routine gefunden hast, die zu dir passt. Verändere immer mal wieder eine Kleinigkeit, bis sich alles stimmig für dich anfühlt. 
  5. Den Moment nutzen: Versteife dich nicht darauf, nur zu bestimmten Zeiten oder in einem bestimmten Kontext zu schreiben, sondern lade das Schreiben in deinen Alltag ein, indem du offen und aufmerksam bleibst. Notiere dir zum Beispiel interessante Gedanken, die dir in den Kopf schießen, starte den Tag mit einem Traum-Journaling oder halte kurz inne, um eine Mini-Szene, die du beobachtest, aufzuschreiben. Dabei geht es nicht darum, alles verwertbar zu machen, sondern deine Aufmerksamkeit zu schulen und eine gewisse Natürlichkeit herzustellen. Das Schreiben darf sich dabei in deinen Alltag einfügen, sodass es dir leichter fällt, an deinem eigentlichen Projekt zu schreiben, weil du dich schon vorher kreativ eingestimmt hast. 

Zusammenfassung

Nun kennst du meine insgesamt 10 Tipps für eine Schreibroutine, die zu dir passt, die sich gut umsetzen lässt und dich hoffentlich nicht stresst. Zusammengefasst waren das:

  1. Ziele als Wegweiser nutzen
  2.  Deine innerste Motivation kennenlernen
  3. Verbindlichkeit schaffen
  4. Flexibel bleiben und deine Routine immer wieder anpassen
  5. Akzeptieren, wenn es mal nicht klappt wie geplant
  6. Anker nutzen
  7. Klein starten
  8. Stimmung aufkommen lassen
  9. Dranbleiben
  10. Den Moment nutzen

Ich hoffe sehr, dass diese Tipps dich inspirieren, dich noch einmal an eine Schreibroutine zu wagen, wenn es dir bisher nicht so leicht fiel. Oder natürlich auch, dich zum ersten Mal an einer Routine zu versuchen. Ich wünsche dir viel Spaß beim Ausprobieren, beim Dranbleiben und natürlich beim Schreiben!

 

Vielleicht hast du ja auch noch den einen oder anderen super Tipp? Schreib ihn gerne in die Kommentare!

Wer schreibt hier?

 

Hey, ich bin Melina!

 Ich bin freie Lektorin und Schreibbegleiterin und helfe angehenden Autor*innen dabei, inspirierende Bücher zu schreiben, die ihre Leser*innen berühren.

Auf meinem Blog findest du Tipps und Wissenswertes rund ums Schreiben und Veröffentlichen. Schön, dass du da bist!

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